Lumdatalbahn: Griff in die verkehrspolitische Mottenkiste

 

Die Aussagen des stellvertretenden Staufenberger CDU-Fraktionsvorsitzenden Wilfried Schmied zur Lumdatalbahn (Gießener Allgemeine vom 19. April 2015) sind nach Feststellung des Fahrgastverbands Pro Bahn & Bus e.V. ein Griff in die verkehrspolitische Mottenkiste der 1970er Jahre.

Schmied hatte u.a. behauptet, dass für die Lumdatalbahn „die Kundschaft fehlt“ und „jede Familie heute fast zwei Fahrzeuge zur Verfügung hat“.

Fahrgastsprecher Jürgen Lerch wundert es angesichts solcher Aussagen nicht, dass die Bevölkerung im Lumdatal langsam abnimmt: „Wenn man als Familie zwei Autos benötigt, um mobil zu bleiben, dann können sich viele Leute dies angesichts der Kraftstoffpreise nicht mehr leisten und müssen wegziehen. Die Busfahrzeiten nach Gießen sind im Vergleich zum Auto nicht konkurrenzfähig“. Die Bahn wäre hier eindeutig im Vorteil: Mit einer Fahrzeit von wenigen Minuten zwischen Lollar und Gießen wären viele Fahrgäste in den Hauptverkehrszeiten schneller unterwegs als mit dem eigenen Auto.

Kundschaft wäre nach Ansicht des Fahrgastverbands schon vorhanden. Mehrere Gutachten kamen in der Vergangenheit zum Ergebnis, dass über 4000 Personen täglich die Züge von Londorf nach Gießen nutzen würden. Im Gegensatz zum Bus, den meist nur Schüler und Pendler nutzen, erschließt die Bahn auch viele „Kannfahrer“ wie Autofahrer, Touristen oder Besucher von Veranstaltungen.

Erfolgsmodell Taunusbahn. Foto: Daniel Junghans

Erfolgsmodell Taunusbahn. Foto: Daniel Junghans

Mit dem Vergleich der Lumdatalbahn mit der Taunusbahn hat der Fahrgastverband im Gegensatz zu Schmied keine Probleme.

„Der hintere Abschnitt der Taunusbahn von Usingen nach Grävenwiesbach hat weniger Einwohner als das Lumdatal. Trotzdem kann man von dort mit dem Zug im Halbstundentakt in die Kreisstadt fahren, in der Hauptverkehrszeit stündlich sogar bis Frankfurt“. Das gute Zugangebot wirkt sich positiv aus: Stabile Einwohnerzahlen und steigende Grundstückspreise zeigen, wie wichtig für viele Bürger der Bahnanschluss ist. Vergleichbare Gemeinden nur wenige Kilometer weiter haben dagegen - wie das Lumdatal - mit Abwanderung zu kämpfen.

Lerch abschließend: „Wenn es nicht gelingt, auch für Bürger ohne zweites Kraftfahrzeug und für Personen ohne Auto attraktive Verkehrsangebote in der Fläche zur Verfügung zu stellen, werden die Einwohnerzahlen im Lumdatal weiter sinken. Das von Schmied propagierte „Bahnbusnetz“ existiert schon seit Ende der 1990er Jahre nicht mehr - ein weiteres Indiz, dass die verkehrspolitischen Ideen der CDU im Lumdatal dringend einer Aktualisierung bedürfen.

 
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