Stabiler Bahnbetrieb in Hessen - alle sind gefordert

 

Der Bahnverkehr in und um Hessen ist seit Monaten von zuvor nicht gekannten Einschränkungen betroffen. Ursache dafür ist neben fehlendem Personal in den Zügen auch die Unterbesetzung vieler Stellwerke und der schlechter werdende Zustand des Schienennetzes. Sogar auf Hauptstrecken, wie der Main-Weser-Bahn oder der Dillstrecke, der Lahntalbahn, der Vogelsbergbahn und der Lahn-Kinzig-Bahn, kommt der Verkehr immer wieder völlig zum Erliegen. Nicht nur kurzzeitig, sondern häufig für acht bis zehn Stunden am Stück. Tausende Reisende bei Bahn und Bus sind dann spontan betroffen.

Für die Betreiber der Züge, etwa die Hessische Landesbahn HLB oder DB Regio selbst, fallen immense Kosten an, denn sie müssen für Ersatzverkehr mit Bussen sorgen, was angesichts des Busfahrermangels keineswegs immer gelingt. Darauf weist der Fahrgastverband Pro Bahn & Bus hin und fordert sofortige Maßnahmen zur Stabilisierung des Betriebs.

Der Verband spricht von Ausfällen in dramatischem Ausmaß und von unzähligen gefrusteten Reisenden.

Wartende Reisende im Bahnhof Gießen. Bild: Stefan Sitzmann

Nach Ansicht von Pro Bahn & Bus muss der Netzbetreiber DB InfraGO seitens der grundgesetzlich zuständigen Bundespolitik zu einem sofortigen und umfassenden Krisenmanagement verpflichtet und entsprechend finanziell ausgestattet werden. Modernisierungen mit dem Ziel trotz weniger Personal mehr Zugleistungen zu fahren, z.B. elektronische und digitale Stellwerke, wurden auch in Hessen viel zu lange verzögert. Gleichzeitig wurde offensichtlich nicht genügend Personal angeworben und ausgebildet, um sowohl die betagte Stellwerkstechnik am Laufen zu halten als auch auf die neuen Techniken vorbereitet zu sein. Aber sogar in den modernisierten Schaltzentralen fehlt Personal, so dass selbst Teile der S-Bahn Rhein-Main regelmäßig zum Erliegen kommen.

Pro Bahn & Bus fordert:

  • Intensives Krisenmanagement durch DB InfraGO

  • Sicherstellung von zuverlässiger Fahrgastinformation an den Stationen, in den Fahrzeugen und in den Auskunftsmedien zwecks Orientierung im Störungsfall

  • Unterstützung der Verkehrsbetriebe bei der Bereitstellung von Ersatzverkehren und Informationen durch RMV, NVV und VRN

  • Das Land Hessen muss den Regionalverkehr langfristig sicher mitfinanzieren und kurzfristig Mittel bereitstellen, um die Fahrgastinformation erheblich zu verbessern

Fahrtende in Albshausen statt Limburg - unbesetzte Stellwerk zwingen zu ungewöhnlichen Endpunkten. Bild: Stefan Sitzmann

Ebenso wichtig wie die Bewältigung der sich seit längerem abzeichnenden Krise ist für Pro Bahn & Bus die nachhaltige finanzielle Sicherung des Gesamtsystems Bahn. Der Verband lobt die Vereinfachung der Nahverkehrstarife, die das Deutschland-Ticket gebracht hat. Er sieht aber erhebliche Probleme darin, wenn Bund und Länder regelmäßig über dessen Finanzierung und die der aufzustockenden Zugleistungen streiten.

Pro Bahn & Bus Vorsitzender Stefan Sitzmann: "Nur mit einer langfristig geregelten dynamischen Finanzierung des gesamten Eisenbahnnetzes und -verkehrs durch Bund und Länder und nur mit Ticketpreisen , die den realen Kostensteigerungen dynamisch angepasst werden, kann die Bahn stetig modernisiert und das Angebot ausgebaut werden.”

Zugausfälle - auch der Knoten Frankfurt (Main) Hbf ist betroffen. Bild: Stefan Sitzmann

“Nur eine zukunftsfähige Bahn mit klarem politischem Auftrag werden wieder mehr Menschen als Arbeitsplatz wählen. Niemand will Tag für Tag in überfüllten Zügen arbeiten, den Frust der Kunden hautnah abbekommen oder in uralten Stellwerken Dienst tun. Die Politik muss das Finanzielle dauerhaft regeln, ohne sich bei jeder Gelegenheit öffentlich zu streiten. Und sie muss Planungsprozesse weiter beschleunigen, damit schnell und zielgerichtet investiert werden kann".

Stefan Sitzmann von Pro Bahn & Bus: "Wir sind uns sicher, dass die zusehends eskalierende Krisensituation weder das hessische Verkehrsministerium, die DB - Konzernzentrale noch die Verkehrsverbünde unberührt lässt. Leider erreichen uns aber keine Informationen, wie die Bewältigung der Krise aussehen soll. In der aktuellen Situation genügt es nicht, zu gelegentlichen Spatenstich-Terminen zusammen zu kommen. Nur gemeinsam ist die Misere zu bewältigen".

 
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