Pro Bahn & Bus lehnt Busspur durch das Lumdatal ab
Der Fahrgastverband Pro Bahn & Bus lehnt den Vorschlag von Staufenbergs Bürgermeister Peter Gefeller ab, einen Elektrobus auf der Trasse der Lumdatalbahn einzusetzen. Nach Ansicht des Verbands bringt der Elektrobus nur geringe Reisezeitvorteile gegenüber der heutigen Busbedienung, nie aber die von Gefeller genannten Fahrzeiten von unter 30 Minuten für die Strecke Londorf - Gießen Bahnhof.
Pro Bahn & Bus - Regionalvorsitzender Jürgen Lerch kann sich nicht erklären, warum ein Elektrobus zwischen Staufenberg und Gießen plötzlich viel schneller wird, nur weil er Stationen auslässt: „Da er die gleichen Straßen benutzt wie die heutigen Dieselbusse, steht er auch genauso im Stau. Eine Fahrzeitreduzierung nur durch Weglassen von Haltestellen funktioniert so nicht“ stellt Lerch fest.
Fraglich ist auch, wie eine asphaltierte Lumdatalbahn-Trasse, welche Gefeller vorschlägt, gegenüber dem normalen Straßenraum abgetrennt werden soll. Denn dies ist zwingend notwendig, damit sich kein anderer Verkehrsteilnehmer auf die Trasse verirrt. Lerch: „Wenn erst ein Autofahrer dem Bus auf der einspurigen Trasse entgegen kommt, geht nichts mehr.“
Zudem müssten auf der einspurigen Strecke Begegnungspunkte eingebaut werden, welche mit Ampeln zu sichern sind, damit sich die Busse auch kreuzen können. Der finanzielle Aufwand dafür ist bestimmt wesentlich höher als die zu erwartenden Reaktivierungskosten für die Lumdatalbahn.
Ebenso müsste ein Winterdienst für die Bustrasse eingeführt werden, damit die Busse auch bei Schnee und Eis fahren können. Die Systemvorteile der Bahn, wie ein eigener Fahrweg bis Gießen und damit kurze Fahrzeiten sowie eine höhere Witterungsunempfindlichkeit, fallen bei der Straßenlösung weg.
Pro Bahn & Bus bevorzugt deshalb die vom Gutachter vorgeschlagene Kombilösung von Bahn und Bus. „Die Bahn bringt die Leute schnell nach Gießen und ist aus dem hinteren Lumdatal fast doppelt so schnell wie heute der Bus. Der Bus erschließt die Orte abseits der Schiene und bindet zwischen Staufenberg, Lollar und Gießen die Unterwegshalte weiterhin an“ so Lerch.
Der Fahrgastverband dringt auf eine baldige realistische Lösung, denn das heute ÖPNV-Angebot im Lumdatal verschlechtert sich zusehends. Leistungen am Wochenende wurden in den vergangenen Jahren reduziert, der Bus fährt am Sonntag nur nach vorherigem Anruf noch bis Londorf.
Ökologisch ist die Asphaltierung der Lumdatalbahntrasse nach Ansicht von Pro Bahn & Bus äußerst fragwürdig. Statt des Schotterbettes würde eine durchgängig versiegelte Verkehrsfläche entstehen. Auch gibt es im bundesweiten Vergleich keine Beispiele, in denen eine Bahnstrecke durchgängig in einen Verkehrsweg für Busse umgebaut wurde. Allein die Stadt Essen hat einzelne Straßenbahnstrecken in Busspuren umgebaut - und möchte diesen Schritt lieber heute als morgen rückgängig machen.
Auch sind noch keine Bussysteme dauerhaft erfolgreich auf einen Betrieb mit akkubetriebenen E-Bussen umgestellt worden. „Hier muss man von einer Beruhigungspille des Staufenberger Bürgermeisters für diejenigen sprechen, die ein wirklich ökologisches und gleichzeitig leistungsfähiges Schienenverkehrssystem im Lumdatal installieren wollen“ sagt Jürgen Lerch. Zudem bieten heute führende Schienenfahrzeughersteller wie Siemens und Bombardier bereits Hybridtriebwagen an, welche sich unter der Oberleitung wieder aufladen. Die Lumdatalbahn wäre dafür ideal geeignet.